1. LQ im Jahr 2007
Die Benotung von Wilhelm Genazino Die Ausschweifung:
Ines: Note 2
Conny: Note1-2
Edith: Note 2-3
Christine: Note 1
Die Benotung von Zadie Smith On beauty
Ines: Note 2-3
Conny: Note 2
Edith: Note1-2
Christine: Note 4-5
Das Essen im "Ein Wiener Salon" bekommt von mir eine Haube.
Ines: Note 2
Conny: Note1-2
Edith: Note 2-3
Christine: Note 1
Die Benotung von Zadie Smith On beauty
Ines: Note 2-3
Conny: Note 2
Edith: Note1-2
Christine: Note 4-5
Das Essen im "Ein Wiener Salon" bekommt von mir eine Haube.
Literaturecke - 17. Feb, 23:25
Literaturecke - 24. Feb, 18:02
Änderung der Benotung
Nach dem ich heute das letzte Kapitel zu Ende gelesen habe (On beauty) ändere ich meine Beurteilung von 2 auf 1-.
smith: 1-2, genazino: 4-5
so. mal zum ernst.
Insgesamt hatte die Niederlassung rund fünfzig Mitarbeiter, und sie war damit die größte Reifenhandlung der Stadt. Der zweite Innendienstleiter war Herr Wohlleben, sieben Jahre jünger als Herr Fuchs. Sie beide, Herr Fuchs und Herr Wohlleben, waren die eigentlichen Geschäftsführer der Niederlassung. Über ihnen gab es zwar noch Herrn Löffler, den Prokuristen, aber Herr Löffler trat so gut wie nicht mehr in Erscheinung.
und jetzt stellen wir uns vor, helge schneider liest das. bin mir sicher das wäre zum schießen! oder die szene mit all den plastiktieren, mit denen anna spielt. Kamele, Katzen, Hunde, Elefanten, Giraffen, Känguruhs, Tiger, Kühe, Pferde und Ziegen. ach nee.
klar, der alltag. so alltagssensibel wurde noch nie geschrieben. sagt das feuilleton. und irgendwie stimmt das ja auch. der typ lebt ein langweiliges leben und das langweilt. auch mich. und was macht herr fuchs? er sieht aus dem fenster, damit er nicht so viel erleben muss.
manche details, manche beobachtungen finde ich sehr gelungen. und fühlen sich überraschend bekannt an. die fahrten in der straßenbahn, die szenen im krankenhaus, der kosename für das geschlecht der partnerin. aber irgendwie klingen die beobachtungen dieser gefühlsdifferenzierungen für mich teilweise obszön. geschmäcklerisch. so kann nur jemand schreiben, der sich's in seinem bürgerturm schön warm eingerichtet hat. die welt bleibt draußen. auch ne qualität. und die anderen bücher von ihm sind auch so! die welt im verkannten detail erkennen? dann schon lieber handke. der kann das besser.
was ist für mich ein gutes buch? es muss zwingend sein. details müssen sich aus der gesamtanlage erklären und umgekehrt. konzepte und diskurse müssen einander durchdringen, bedingen. und bitte kein behagliches buch, das mich darüber schmunzeln lässt, dass ich mich im gefühlsdusel wiedererkenne. dann schon lieber kiki. die szene mit dem silbernen fußband! was läuft da nicht alles zusammen. ihr (selbst-)bild als (schwarze) frau. das älter werden. die einwanderer-frage. und, das erfährt man erst retrospektiv, das auftauchen der frau, mit der kikis mann kiki betrogen hat. doch die zahl der verknüpften diskurse allein kann’s ja auch nicht sein. was für eine wärme, was für ein mitgefühl für diese figur kiki. psychologische plausibilität. tiefe. das allein würde auch noch kein gutes buch machen. Aber die kombination macht’s.
was schwingt noch mit? der akademische diskurs. (ok, campusromane gibt es en masse. lustig fand ich diese schau der eitelkeiten und intellektuellen bequemlichkeiten aber schon. und zadie weiß, wovon sie schreibt, sie hat am king’s college in cambridge studiert und in amerika unterrichtet.) aber auch: was ist ein schöner mensch? was ist ein gutes kunstwerk? was ist ein gelungenes leben? wie umgehen mit sozialem aufstieg (man denke, wie herr belsey carl von seiner party weg schick…), der kampf der weltkonzepte (liberal vs. konservativ, sowohl im lebensentwurf zweier familien, als auch politisch und ästhetisch, ohne einen der entwürfe zu glorifizieren werden doch beide entlarvt in ihrer verbohrtheit) und, was mich am meisten berührt hat: wie die beiden frauen den konflikt zwischen den verfeindeten familien angehen. oder besser: den männlichen konflikt geschickt und weise untergraben (die besuche von kiki bei frau kipps). lesbar auch als: kontrast zwischen menschlicher weisheit und spröder gelehrtheit, sich manifestierend in den vätern und nicht zuletzt zora (!).
und schließlich sprachlich: soziale schichten, die herkunft, die situation: der dialekt passt, die sprachspiele, der rhythmus, der klang der unterschiedlichen färbungen der sprache. (die sprache des carl etwa hat zadie smith mit ihrem bruder, der rapper ist, verifiziert.) die probleme der sozialen verortung, die der jüngste belsey hat… mit wem soll sich ein schwarzer repräsentant einer upper-middle-class identifizieren, ohne lächerlich zu werden?).
schön fand ich auch die mozart-szene. wie die familie zusammen gehalten werden soll und howard einschläft und jerome weint und zora eine cd mit erklärungen hört und kiki in assoziationen versinkt. sehr schön dabei auch durchgeführt das thema des vollkommenen kunstwerks. kann dieser roman vollkommen sein, obwohl der plot gebaut ist wie ein roman von e.m. forster (sh. unten)? was ist ein genie? das requiem ist genial. aber große teile wurden von süßmayer komponiert und nicht von mozart, wie carl anmerkt. fragen über fragen. germanisten würden da wohl mit worten wie intertextualität und dekonstruktion herumwerfen wie zora, die hier sicher anmerken würde, dass der autor eh tod ist - mehr dazu hier.
One may as well begin with Helen’s letters to her sister.
erster satz von e.m. forsters „howards end“
One may as well begin with Jerome’s e-mails to his father.
erster satz von zadie smiths “on beauty”
es gibt angeblich weitere parallelen auch zu anderen englischen büchern. aber dazu kenn ich mich zu wenig aus mit englischer literatur.
so. leider etwas ausufernd.
tut mir leid, dass ich absagen musste. bemühe mich grad, gesund zu werden.
...und darum
Baldige Besserung
conny